Deutschlands größter Wohnungskonzern, die Vonovia SE, hat am heutigen Vormittag seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2022 vorgestellt. Deutlich wird, dass auch im Krisenjahr 2022 wieder kräftig an der Mietschraube gedreht wurde. So stiegen die Mieten nach Vonovia-Angaben um durchschnittlich 3,3 %.
Der Wohnungskonzern steckt jedoch in der Krise. Das ungezügelte Wachstum der letzten Jahre, finanziert durch Anleihen und Kredite, kommt dem Konzern nun teuer zu stehen. Denn die stark gestiegenen Zinsen setzen der Vonovia zu und können fortan zu erheblichen Mehrbelastungen führen. Als Gegenmaßnahmen wurden Ausgaben reduziert und bspw. der Wohnungsneubau weitgehend gestoppt. Gleichzeitig wächst der Druck, zusätzliche Einnahmen zu generieren. „Kurzum, die Mieter zahlen für die Krise durch steigende Mieten und müssen schlechtere Instandhaltung befürchten“, fasst Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW zusammen.
Zu den angekündigten Maßnahmen des Krisenmanagements gehörten auch Verkäufe von Wohnungsbeständen und Liquiditätsspritzen durch Beteiligungen von institutionellen Investoren. Bislang scheint nichts davon in nennenswerten Umfang erfolgt zu sein.
Der Konzern steht daher mit dem Rücken zur Wand und hat nun auch noch mit einem größeren Korruptionsskandal zu kämpfen. Beschäftigte sollen Schmiergelder bekommen haben, um Aufträge an Firmen zu vergeben. Dabei sollen auch Leistungen abgerechnet worden sein, die nicht erbracht wurden. „Den Schaden tragen zunächst einmal die Mieter. Denn die Kosten wurden letztlich ihnen in Rechnung gestellt. Wir fordern die Vonovia noch einmal nachdrücklich auf, ungerechtfertigte Zahlungen an die Mieter zurückzuerstatten“, bekräftigt Hans-Jochem Witzke und ergänzt: „Das Problem geht unseres Erachtens aber über den Korruptionsskandal hinaus. Das ganze Abrechnungssystem der Vonovia ist zu intransparent und legt die Umlage ungerechtfertigter Kosten auf die Mieter nahe.“
Nachdem die LEG Immobilien SE vor einer Woche den vollständigen Verzicht einer Dividendenausschüttung verkündete, schlägt nun auch die Vonovia eine erhebliche Kürzung der Dividende auf 0,85 EUR je Aktie vor. Insgesamt entspricht dies einer Gesamtausschüttung von rund 676 Mio. EUR. Für Mieter ist dies allerdings kein Grund zur Freude, denn eine Entlastung für sie ist damit nicht verbunden. Es zeigt nach Auffassung des Deutschen Mieterbundes NRW nur, wie anfällig die Geschäftsmodelle der Wohnungskonzerne sind und dass Wohnungen nicht an die Börse gehören.